Methode
Die Grundhaltung der EfB ist bestimmt von unbedingter Wertschätzung, Achtsamkeit, Einfühlung und Echtheit in der Beziehungsgestaltung. Die Wahrnehmung der sozio-emotionalen Bedürfnisse des Gegenübers und das Bemühen, sie dem jeweiligen Entwicklungsstand entsprechend zu beantworten, stehen im Vordergrund. Ihr zentrales Merkmal ist eine ganzheitliche, entwicklungspsychologisch fundierte Vorgehensweise, die den Menschen „da abholt, wo er steht“ – also den Ausprägungsgrad der einzelnen Persönlichkeitsdimensionen und ihre Wechselwirkungen untereinander differenziert berücksichtigt – und ihn bei seiner Selbstentfaltung einfühlsam begleitet. Ein solches Beziehungsangebot gewährt den geschützten Rahmen für die Überwindung von Ängsten, Entdeckung eigener Möglichkeiten und Entfaltung der Kompetenzen.
Das bedeutet in der Umsetzung:
- Um differenziert und ganzheitlich zu erfassen, „wo der Mensch steht“, werden aus verschiedenen Persönlichkeitsdimensionen Beobachtungen zusammengetragen, die deren Entwicklungsniveau und die damit verbundenen Bedürfnisse an die Beziehungs- und Lebensweltgestaltung anzeigen. Im Vordergrund stehen die Dimensionen „sozio-emotionale, Denk- und Sprachentwicklung“ und die Reflexion ihrer Wechselwirkungen untereinander (Differenzierter Entwicklungsstand).
- Zur Erhebung und Dokumentation des differenzierten Entwicklungsstandes steht als unterstützendes Instrument das "Befindlichkeitsorientierte EntwicklungsProfil für normal begabte Kinder und Menschen mit Intelligenzminderung" (BEP-KI) in seiner Kompaktfassung zur Verfügung.
- Um das Verständnis zu erweitern, wird nach wichtigen und für die Beziehungs- und Lebensweltgestaltung bedeutsamen Lebenserfahrungen gefragt.
- Das bestehende professionelle Beziehungsangebot wird daraufhin überprüft, ob diese Aspekte berücksichtigt werden. Entwicklungsfreundlich wirkt es, wenn es
- die Wiederholung bekannter Traumatisierungen zu vermeiden versucht und
- korrigierende Erfahrungen ermöglicht.
- Das sozio-emotionale Bedürfnisniveau bestimmt die Art der Beziehungsgestaltung. Das „Kind“ im Innern der Person wird erreicht und unterstützt, damit es sich weiterentwickeln kann.
- Die Sprach- und Denkentwicklung bestimmen das Niveau der Kommunikation.
- Das aktive Zuhören, verbunden mit wertschätzendem Spiegeln, ist die zentrale Methode zur Verwirklichung einer entwicklungsfördernden Kommunikation.
- Der Grad der Selbstbestimmung richtet sich nach der Reife des Ichs.
- Bei stabiler emotionaler Verfassung bestimmen die lebenspraktischen Fähigkeiten das sinnvolle Maß für praktische Anforderungen und eröffnen vielfältige Möglichkeiten für die Gestaltung nachzuholender Beziehungserfahrungen.
- Die Funktion, die der professionelle Entwicklungsbegleiter für sein Gegenüber erfüllt, hängt von dem sozio-emotionalen Bedürfnisniveau ab. Sie kann sich in allen Rollen von der primären Bezugsperson bis zum Rückhalt gewährenden Berater in Problemsituationen verwirklichen.
- Die konkrete Beziehungsgestaltung erfolgt (zumeist) im Alltag. Das heißt, sie erfolgt im normalen Alltagsrahmen – sei es nun im Kindergarten, in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Heim – und nutzt darin normale alltägliche Situationen – vom morgendlichen Aufstehen bis zum Zu-Bett-Gehen – für ihre spezifische Art der Zuwendung. Diese verlangt vom Begleiter ein hohes Maß an emotionaler Präsenz und Achtsamkeit.
- Das langfristige Ziel ist, die Autonomie in sozialer Gebundenheit anzubahnen und zu stärken. Selbstbestimmung und Selbständigkeit sowie der Aufbau sozialer Kompetenzen und emotionaler Bindung sind also gleichrangige Ziele.
«Du bist ein weiter Baum», so sagte eines Tages eine schöpferisch begabte, geistig behinderte Frau zu ihrer wesentlich jüngeren Betreuerin, und die Betreuerin spürte, dass ihr damit etwas Wichtiges mitgeteilt wurde. Etwas, das ihr Verhältnis zueinander betraf. «Was meinst du damit, wieso bin ich ein weiter Baum?» fragte sie und erhielt die Antwort: «Ein Baum ist groß und da wohnen viele Vögel drin. Der Wind rauscht in den Zweigen und die Sonne scheint. Du bist ein weiter Baum».